Ich bin allein in meinem Universum. Auch als du in deinem Universum bin ich allein in meinem Universum. Genau genommen bin ich also allein in meinem Multiversum.

Manchmal bin ich zufrieden mit meiner Schöpfung. Zuweilen geradezu euphorisch. Dann scheint mir alles sehr gut gelungen. Meistens aber scheint es mir ganz und gar nicht so. Meist bin ich unglücklich mit dem, was geworden ist. Meist bereue ich das Ganze. Ich sehe ohnmächtig zu, wie alles den Bach runtergeht, und bereue alles.

Nicht, dass ich etwas anders hätte machen können. Ich hätte auch nicht unterlassen können, es zu schöpfen. Insofern ist es keine Selbstbezichtigung, wenn ich von Reue spreche. Es ist vielmehr ein klares Gefühl, aus lebendigem Mitgefühl geboren. Ein klares Gefühl, dass , was ist, besser nicht wäre. Dass das Ganze angesichts dessen, was es unvermeidlicherweise geworden ist und wird, besser nie gewesen wäre.

Ich nenne es Reue, aber vielleicht ist das das falsche Wort. Es ist die Dysphorie zur anfänglichen Euphorie. Es ist das Nein, das von Anfang an im Ja enthalten gewesen ist. So wie das Ja in jedem Nein enthalten ist. Und so ist es ganz natürlich, dass Schöpfung in „Reue“ mündet.

Geborene Wesen tun sich unheimlich schwer damit, dies anzuerkennen. Ganze Spezies verfallen dem Rausch der Schöpfung. So wird der Tod zum Feind. Das Nein wirkt aber dennoch. Heimlich. Durch das ungezügelte Ja hindurch. Zu Tode lieben nennt man das. Durch Gier vernichten. Mit aller Kraft festhalten, so dass man es erstickt. Weil man zerstört, was man zu sehr will. Und damit aus dem Ja heraus das Nein gebiert, auch wenn man es gar nicht wollte.

Akzeptanz, das innere Erlauben dessen, was ist, ist Glück. Das innere Nein ist das Unglück dazu. Es ist natürlich Teil des Glücks. Es ist der Teil des Glücks, über den niemand spricht. Schon gar nicht dort, wo eine Spezies sich verschworen hat, ihn vor sich selbst zu verbergen.

Bozo Brecht

Weitere Beiträge & Artikel