Fickt euch alle:

Eine philosophisch-spirituelle Abrechnung

250 Seiten

Blick ins Buch

Sie ist mal wieder aufgetaucht: deine Sehnsucht nach einer anderen Lebenssituation. Die jetzige ist katastrophal. 23 Stunden am Tag allein im Keller. Im Haus deiner Mutter. So gut wie keine Kontakte zu Menschen. Kein Geld, keine Habe, keine Perspektive. Sogar in einem normalen Restaurant kriegst du einen Koller, wie Sonntagabend: Die Bürgerlichkeit macht dich fertig. Familien und Pärchen gehen griechisch essen, was ist daran so schlimm?

Die Normalität ist schlimm für dich, die Gesprächsinhalte, die Konformität, die unausgesprochene Nötigung, dich anzupassen. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Wort, jedes

Verhalten ist reglementiert. In Deutschland mehr denn je und anderswo. Aber in jedem Kollektiv. Bürgerlichkeit steht dem Militär in nichts nach in Sachen Freiheitsberaubung.

Du gehörst nicht in ihre bürgerlich militante Welt und in kein Kollektiv, auch in kein antibürgerliches oder antimilitäres. Du gehörst nirgendwo hin. Du hast keine Zukunft. Du bist in die hinterste Ecke gedrängt, ohne Perspektive auf ein besseres Morgen. Wenn du Geld hättest, sähe es etwas besser aus: Du könntest dich zumindest bewegen, Welten besuchen und wieder verlassen, identitätslos unter Menschen leben, bis sie dich zu kennen glauben, bis es zu eng wird und du weiterziehst.

Nicht einmal das kannst du noch tun. Wie lange hältst du es noch aus im Keller deiner Mutter, in deiner Schattenwelt? Wie kommst du hier raus, wie kommst du an Geld, um dein Leben zu leben?

Es ist das eine Thema, das du noch immer als Problem ansiehst. Dabei hast du die Antwort bereits gegeben: Es ist noch nicht genug Geld im Fluss, so wie noch nicht genug Beziehungen im Fluss sind – weil noch nicht genug Menschen im Fluss sind. Und von denen, die das Geld haben, sind anteilsmäßig noch weniger im Fluss.

Nichts ist in Stein gemeißelt. Nichts als Worte.

Niemand spricht über den Schrecken des Erwachens. Über die inneren Apokalypsen auf jeder einzelnen Stufe, jenes qualvolle, einsame Sterben. Niemand spricht über die Isolation, die der Weg bedeutet, jene langsame Trennung von allem und allen, von jedem Du, von jedem Wir, von jeder Hoffnung auf Gemeinsamkeit. Jede Gemeinschaft wirkt gegen die Wahrheit: Und so wirkt sie früher oder später auch gegen dich.

Niemand spricht von den inneren Qualen, jenem Überlebenskampf des Egos, das sich irgendwann gegen dich wendet, wohlwissend, dass einer von euch beiden sterben wird: Ich oder Wahrheit. Niemand spricht von den körperlichen Qualen, die jene Kämpfe, die jede Apokalypse, die jeden Durchbruch begleiten, und jede Stufe bringt neue Symptome, neue Schmerzen, neue Ungewissheit, ob dein Körper diese Krankheit überleben wird.

Niemand spricht von den psychischen Qualen, die deinen Weg begleiten, jedes psychopathologische Symptom wird dich besuchen, will eingelassen und erfahren sein in Ungewissheit, ob deine Psyche je wieder ihre Mitte finden wird.

Niemand spricht über den Schrecken des Verlusts jedweder Identität, jedweden Selbstbildes, jene schmerzhafte Geburt in die Ungewissheit hinein, wer du sein wirst im nächsten Moment.

Ich: Jed, ich brauche Hilfe. Wie komme ich über die letzten Hürden?

Jed McKenna: Stell dir vor, es gäbe noch eine weitere Schicht, die es abzutragen gälte, nur eine. Welche wäre das? Sag es mir. Keine Eile und du musst nicht brillant sein oder irgendjemanden beeindrucken. Sag mir einfach, was dir einfällt. Du musst nicht einmal groß dort eintauchen, sei dir dessen jetzt einfach bewusst.

Ich: Manchmal habe ich den Verdacht, dass ich als Kind sexuell missbraucht worden bin. Oder da sonst ein tiefer Schmerz sitzt, an den ich einfach nicht rankomme.

Jed McKenna: Jedes Kind ist missbraucht worden, entweder körperlich oder psychisch. Es ist nicht schlimm, es ist einfach so. Wie kann man von jemandem erwarten, dieses neue kleine Wunder großzuziehen, wenn er es nicht gelernt hat oder wenn er es von seinen eigenen völlig dysfunktionalen Eltern gelernt hat, die ebenfalls keine dahingehende Ausbildung hatten. Physischer und psychischer Missbrauch kommt ständig vor. Und die wunderbare Nachricht ist, dass wir uns selbst Gewalt antun, ich nenne es Selbstvergewaltigung. Man zwingt sich den ganzen Tag lang Gedanken auf, man widersetzt sich, wehrt sich, fügt sich und unterwirft sich widerwillig dem jeweiligen Glaubenssatz. Jeder hat sich selbst dazu gebracht, ein Ego als einzigen verfügbaren Abwehrmechanismus zu haben, der den anhaltenden Schmerz zu lindern vermag. Es hilft nur für kurze Zeit.

Die Schuld für einen aktuellen Zustand oder eine Situation auf etwas aus der Kindheit zu schieben, ist nur eine erneute Selbstvergewaltigung. Natürlich kann man das tun, wenn man will, aber es ist wirklich albern, denn aus der Perspektive der Wahrheit ist NIE ETWAS PASSIERT und außerdem IST ALLES BEREITS PASSIERT. Beide dieser „Positionen“ sind meiner Erfahrung nach richtig. Kannst du das begreifen? Wenn nicht, mach dir keine Sorgen, das war auch nicht so gedacht, es ist einfach ein riesiges System und der einzige Mechanismus, den es besitzt, ist ein Abwehrmechanismus.

Hab dich lieb, Jed.

Ich: Dass nie etwas geschehen sein soll, kapier ich nicht. Auch will die Schwere nicht verschwinden. Was soll ich tun?

Jed McKenna: Was würdest du tun, wenn du keinen Widerstand leisten würdest? Hab dich lieb, Jed.

Ich: Wie werde ich meinen Widerstand los? Widerstand gegen den Widerstand erzeugt bloß mehr Widerstand!

Jed McKenna: Versuche einen Tag lang, den inneren Widerstand ins Unendliche zu steigern.

Ich: Tue es. Beziehungsweise versuche es. Am Anfang geht es immer noch. Aber ab einem bestimmten Punkt geht es nicht mehr weiter, im Gegenteil, der Widerstand löst sich dann einfach in Luft auf!

Jed McKenna: Gute Arbeit. Hab dich lieb, Jed

Ich: Aber was soll das alles? Warum scheint es überhaupt, dass Dinge passieren? Warum sind wir, wie wir sind, mit all unseren Wunden und Widerständen? Was zum Teufel soll das alles?

Jed McKenna: Ich verstehe, dass du hier Zeit und Mühe investiert hast, und ich habe das Gefühl, dass du versuchst, einen Sinn in allem zu finden. Ich halte dich für eine sehr intelligente Person – das ist übrigens mehr als Beleidigung zu verstehen als als Kompliment. Ich glaube, du willst es alles verstehen. Glaub mir, das ist der Trostpreis.

Ich: Also, was soll ich tun? Sich den Gefühlen zu stellen, funktioniert nicht. Glauben in Unglauben umzuwandeln funktioniert auch nicht. Glaub mir, Jed, es ist mir egal, was passiert ist. Du hast um eine Schicht gebeten, und ich habe die Geschichte dazu geliefert.

Jed McKenna. Was meinst du mit einem Gefühl, das nicht funktioniert? Ich kann ein Gefühl verstehen, das vielleicht nicht angenehm ist, aber ich verstehe keins, das nicht funktioniert. Unglauben funktioniert nicht, weil du immer noch glaubst, und das verstehe ich. Du hast die Geschichte geliefert, und alles sind nur Geschichten!

Ich kann nur zwei Dinge vorschlagen …

Erstens kannst du es weder verstehen noch manipulieren. Du hast dein Bestes gegeben und das bewiesen. Warum sollst du mit der gleichen Anstrengung weitermachen? Es ist einfach albern.

Zweitens kannst du dir einen Tag frei nehmen, nicht Jahre oder so etwas, und einfach zu allem, was aufkommt, sagen: „NA UND?“. Ich meine das so aufrichtig wie möglich, „NA UND?“ Nicht „… hmm… also, na und?“ (mit schlaffen Handgelenken). Ich meine ein herzliches „NA UND?“

Wenn du jetzt vor mir sitzen würdest, würde ich dir das sagen, und ich würde nicht aufhören, es zu sagen, ich würde immer weiter und weiter und weiter und weiter und weiter machen, denn darum geht es bei all dem, „NA UND?“ Das ist wahrscheinlich das beste Mantra, das man sich zu eigen machen könnte.

Mach dir das große Ganze klar, was das alles in, sagen wir, einem oder zwei Jahren oder in fünfzig Millionen Jahren bedeuten wird. Deine Höhen, deine Tiefen, deine Dunkelheit, dein Licht, deine Liebe, dein Hass, erlesene Weine oder Pizza oder McDonalds-Burger, „NA UND?“

Es ist ALLES bedeutungslos und du auch. Das sind die besten Neuigkeiten, die man jemals erhalten könnte. Meine Güte, was für eine Erleichterung! Du hast dich um NICHTS weiter zu kümmern, keine Spielchen, keine Geschichten, keine Fassaden, es ist überhaupt keine Pflege erforderlich, wenn du das realisierst. DU BIST NICHTS. Und du musst es nicht einmal begreifen, weil von vornherein keine Intervention vonnöten war. Der Rasen schneidet sich selbst und der Müll wird von selbst rausgebracht. Das Geschirr reinigt sich selbst und das Bett macht sich von selbst. Das ist der Segen an der ganzen Sache. Es wird alles für dich erledigt, versuch du einfach, „NA UND?“ als Antwort auf alles, was auftaucht, zu etablieren, wirklich auf alles.

Ist das respektlos oder lieblos? Ganz im Gegenteil, das Universum schert sich schließlich auch nicht um die Illusion namens „du“, du spiegelst also nur das Universum einschließlich dieses Sich-Nicht-Scherens in deinem Gewahrsein wider. Alles sagt im Grunde dasselbe: „NA UND“. Schmerz verbergen, „NA UND?“ In der Illusion leben, „NA UND?“ Verletzte Gefühle, „NA UND?“. Rechnungen nicht bezahlt, „NA UND?“ Niemand liebt mich, „NA UND?“. Jed ist ein Arschloch, „NA UND?“ Du bist ein Arschloch, „NA UND?“. Dieses „NA UND?“ verstehen, „NA UND?“ Es nicht verstehen, „NA UND?“. Wenn du glaubst, dass es irgendjemanden interessiert, was vor sich geht, dann täuschst du dich zutiefst und verpasst die Freude, die aus der Freiheit erwächst. Du verpasst sie… „NA UND?“

Heißt das, dass du rausgehen und ein Arschloch sein kannst? Du kannst immer rausgehen und ein Arschloch sein. Du brauchst niemandes Erlaubnis. Du wirst tun, was du tust, und ich werde tun, was ich tue. „NA UND?“.

Wenn du ein bisschen davon probieren willst, wie es ist, frei zu sein, wirklich frei von deinen Geschichten, Lügen, Überzeugungen und deinem Blödsinn, dann probier es aus, aber wenn du nicht willst… „NA UND?“.

Ich hab dich lieb, (NA UND?) Jed.

Ich: Habe einige Tage mit dem „NA UND?“ verbracht. Fühlt sich fantastisch an. Ab und an taucht Widerstand gegen das „NA UND?“ auf, dann heiße ich den Widerstand mit einem herzlichen „NA UND?“ willkommen.

Jed McKenna: Was passiert jetzt gerade? Bevor du antwortest, denke daran, dass dein Bewusstsein zwischen einer Nanosekunde und einer Sekunde hinter der Gegenwart hinterherhinkt. Du hast keine Ahnung, was GERADE JETZT passiert, weil du nicht im GERADE JETZT bist, das bist du nie, daher hast du einfach alle Jetzts verpasst, sprich alles, was jemals passiert, ist bereits passiert. Wenn alles bereits passiert ist, bevor du dich dessen bewusst wirst, ist da nichts mehr, was passieren könnte.

Es ist alles schon passiert und nichts ist jemals passiert. Kinderleicht, na ja … nicht für deinen Verstand. Es kann nur offensichtlich werden, wenn du dir alle Mühe gibst, es zu realisieren. Das ist jetzt die Herausforderung für dich.

Ich: Es ist leicht, weil es egal ist, was geschieht, aber es scheint immer noch so, als würden die Dinge tatsächlich geschehen!

Jed McKenna: Könnte es sein, dass nichts real ist, absolut nichts, nicht einmal die Kratzer auf deinem Bildschirm? Moment! Ich verstehe! Du tust so, als wärst du da und würdest das hier lesen. Dann erfindest du eine Bedeutung für meine Kalligraphie. Der nächste Schritt ist, dass du denkst, dass du etwas verstehst, oder vielleicht, dass du etwas nicht verstehst. Aha, dann entsteht eine Frage, eine Identität (der kluge Fragesteller) und so geht es immer weiter. Wird es jemals aufhören, dieses Erfinden, Improvisieren und Vortäuschen?

Wer erschafft all unseren Müll (mein Müll ist da auf jeden Fall eingeschlossen). Wir kriechen darin und lieben ihn, aber nicht wirklich, wir lieben die Gewohnheit davon, mehr nicht. Eine Gewohnheit, die es seit vielen tausend Jahren gibt und die nur ein paar Idioten etwa alle zehn Jahre durchschauen. Hmmm……

Idioten, habe ich Idioten gesagt? Bist du ein Trottel??? Du wärst erstaunt, wie viele Leute eine ernsthafte Phobie vor Clowns haben. Vielleicht, weil sie tief im Inneren wissen, dass die Clowns uns zeigen, wer und was wir sind. Hab dich lieb, Jed

Ich: Hi, Jed, 2 Tage lang hatte ich zum millionsten Mal das Gefühl, durch zu sein, und zum millionsten Mal wurde mir klar, dass es nicht so war. Kram zu schreiben und zu löschen ist nur eine weitere Methode, die ich anwende, um vorübergehend Erleichterung zu finden. Genau wie das Verlassen von Orten und Menschen und das Aufgeben von Gewohnheiten. Ich benutze Menschen wie Marionetten. Ich benutze alles wie Marionetten. Ich benutze sogar Liebe als vorübergehende Erleichterung von mir selbst. Kein Wunder, dass das alles so lange dauert. Der Verstand ist so eine riesige Militärbasis – und er funktioniert einfach perfekt. Er verwandelt sogar Erkenntnisse und Durchbrüche in Schutzschilde. Und es ist alles Angst, die ganze Basis besteht aus Angst.

Der Druck ist in diesen Tagen unerträglich. Ich scheine nirgendwo mehr Erleichterung zu finden. Es fühlt sich an wie ein Krieg, der Verstand und seine riesige Armee gegen ein nacktes Nichts, das frei sein will. Das erkennen will, dass es frei ist, und einfach nur dasitzen will, inmitten all dieser verrückten Feuerwerke. Ich heiße meinen inneren Widerstand gegen das Loslassen

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